Schon seit längerer Zeit befasste ich mich mit dem Thema Ehrenamt. Als meine Oma starb vermisste ich schon bald unsere Gespräche, ihre lustigen Geschichten von früher, unsere gemütlichen Stunden. Oft wenn ich heute noch am Seniorenheim vorbeifahre, wo sie zuletzt war, sehne ich mich an die Zeit zurück. Durch die Fernsehserie "Wir sind klein und ihr seid alt" wurde diese Sehnsucht noch verstärkt. Bei diesem Experiment trafen 10 Kinderkartenkinder auf 10 Senioren und verbrachten gemeinsam Zeit. Sie malten, bastelten und taten, was Omas und Opas und ihre Enkel ebenso machen. Oft hatte ich Tränen in den Augen, wenn ich die Freude der Senioren und der Kinder sah. Anfangs wurden alle Senioren interviewt und viele sagten, dass sie sich nicht als glücklich beschreiben würden und dass ihr Leben nicht mehr lebenswert sei, weil sie niemand mehr vermissen würde, wenn sie einmal weg sind. Sie vermissten den Kontakt nach außen. Viele von ihnen hatten zwar Kinder und Enkelkinder, doch die Besuche waren spärlich. Durch den regelmäßigen Kontakt zu den Kindern, erhellte sich ihre Stimmung. Sie waren vitaler und auch geistig viel klarer. Schon nach den ersten Folgen fasste ich den Entschluss: Das will ich auch machen! Ich möchte alten Menschen meine Zeit schenken, damit sie für ein paar Stunden alles vergessen - ihre Schmerzen, ihre Einsamkeit und ihr Schicksal. 

Doch dann kam Corona. Im Frühjahr wurden die Altersheime regelrecht abgeschottet und da ich natürlich niemandem zur Last fallen bzw. niemanden gefährden wollte, schob ich meinen Plan erstmal schweren Herzens beiseite. Als sich die Situation im Sommer entspannte, nahm ich einen neuen Anlauf. Doch wo fange ich an?
 
Wie/Wo findet ihr das perfekte Ehrenamt?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein Ehrenamt zu finden dass einem Spaß macht. Wenn man schon konkrete Vorstellungen hat was man machen möchte, kann man sich direkt an die zuständigen Organisationen wenden:
  • Seniorenheime/betreutes Wohnen
  • Asylantenheime
  • Behindertenwerkstätten
  • Nachhilfeeinrichtungen
  • Kinderbetreuungsstätten
  • Kirchengemeinden
  • Umweltorganisationen, usw.
Die meisten haben eine eigene Website bzw. findet ihr oft auch auf der Website eures Wohnortes Infos zu ehrenamtlicher Arbeit. Solltet ihr dort nicht fündig werden, googelt einfach nach freiwilliger Arbeit in eurem Bundesland. Ich bin zu meinem Seniorenheim über die Website der Freiwilligen Partnerschaft Tirol (Initiative der Caritas) gekommen. Dort findet man offene Stellen die von Kinderbetreuung, bis hin zu alltäglichen Besorgungen für ältere Menschen und Besuchen in Seniorenheimen reichen.
Als ich die ganzen Stellen durchgesehen habe, fiel es mir fast schwer, mich für eine Art der Hilfe zu entscheiden. Alles erschien mir sehr wichtig und am liebsten hätte ich mich überall engagiert. Doch ich blieb bei meinem ursprünglichen Plan und bin aktuell sehr glücklich mit meiner Entscheidung.
 
Ich habe mich also bei der Caritas gemeldet, bekam umgehend einen Kennenlern-Termin, bei dem auf alle meine Wünsche eingegangen wurde. Ich wurde an das Seniorenheim in meiner Stadt vermittelt und bekam umgehend einen sehr netten Anruf vom Heim. Nach dem ersten Kennenlernen der Pfleger und einiger Bewohner, merkte ich bereits, wie unheimlich wichtig es war sich zu melden und wie sehr meine Zeit geschätzt wird. Ich wurde sehr liebevoll empfangen und fühlte mich sofort willkommen. Natürlich ist es in Zeiten von Corona nicht so einfach wie vorher, aber nach dem Eintragen in eine Liste inkl. Fiebermessen am Eingang, Mundschutz und genügend Abstand zu den Senioren, steht dem Besuch nichts mehr im Wege.

Ich habe keine fixen Zeiten oder Tage zu denen ich kommen muss, ich kann mir die Besuche frei einteilen, habe mich aber für zwei Stunden die Woche, dreimal im Monat, eingetragen. Da ich keine fixen Aufgaben im Heim übernehme, sondern lediglich die Senioren besuche, um mit ihnen spazieren zu gehen oder zu sprechen, kann ich kommen, wann ich will (ab 14:30 Uhr, wenn tendenziell alle ihr Mittagsschläfchen gehalten haben). Ich freue mich sehr über meine neue Aufgabe und fühle mich wirklich gebraucht. Natürlich können sich im Laufe der Zeit auch andere Tätigkeiten entwickeln, z.B. die Mithilfe beim gemeinsamen Backen von Weihnachtskeksen oder beim Tanz- & Singnachmittag. In Zeiten von Corona sind solche Aktivitäten nur sehr eingeschränkt möglich bzw. aktuell alle komplett abgeblasen. Ich würde mich allerdings freuen, auch für die Senioren, wenn solche Aktivitäten in Zukunft wieder möglich sein werden.

Ich hoffe ich konnte euch dabei helfen, euch auch endlich darüber zu trauen und euch ehrenamtlich zu engagieren. Denkt daran, es ist freiwillig, d.h. ihr könnt jederzeit damit aufhören oder euch eine andere Aufgabe suchen, wenn es für euch nicht passt. Wichtig ist allerdings, dass man irgendwo einmal anfängt. Auch wenn es nur eine Stunde in der Woche ist – und die hat denke ich jeder!

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